Als eine Person, die schon recht tief in der Materie steckt, ist mir die Tatsache, dass nachhaltige Mode weitaus mehr sein kann als kratzige Bio-Baumwoll-Basics, kein Geheimnis mehr. Doch gibt es noch immer und weit verbreitet das Klischee, dass Klamotten, die umweltfreundlich hergestellt wurden, entweder furchtbar langweilig ausschauen, unbequem, oder viel zu teuer sind, als dass sie die gängigen Frontrunner-Marken im niedrig- oder mittelklassigen Preissegment ablösen könnten.
Die Auswahl an hoch-ansehnlichen und dazu auch noch vergleichsweise günstigen AnbieterInnen, die umweltfreundliche, faire sowie Laufsteg-gerechte Teile produzieren, ist sicherlich noch ausbaufähig, aber dafür weitaus größer, als den meisten wahrscheinlich bewusst sein wird. In diesem Sinne war es mir also ein Anliegen, euch 4 meiner Liebsten vorzustellen, die allesamt, mithilfe verschiedenster Herangehensweisen, was Gutes für eure Kleiderschränke, eure Mitmenschen und eure Umwelt tun. Im Folgenden also, in alphabetischer Reihenfolge, meine Favoriten – für jeden Anlass, jede Stimmung, jeden Geschmack ‘was dabei.
ARMEDANGELS
Gegründet und mit Sitz in Köln, sind Armedangels eines der führenden deutschen Modeunternehmen in ihrer Kategorie, und obendrein absolute Vorbilder in Sachen Sustainability – ökologisch, ökonomisch und sozial. Das Label legt in all seinen in- und ausländischen Produktions- und Administrationsstätten großen Wert auf Transparenz, faire Arbeitsbedingungen und angemessene Gehälter. Darüber hinaus sind alle Stücke ihres Sortiments aus recyceltem Stoff oder anderweitig wiederverwendbaren, regenerativen Rohstoffen geschöpft. Sie sind vielerseits für ihre Bestrebungen gelobt und zertifiziert worden, und ihr üppiger Onlineshop lässt kaum einen Wunsch offen – auch preislich nicht. “DetoxDenim”, Wickelkleider, sogar Statement-Masken und mehr sind hier für Männer und Frauen erhältlich.
CARCEL
Carcel ist ein ganz besonderes, dänisches Modelabel. Ganz die Skandinavier, konzentriert man sich hier in Punkto Schnitte, Farben und Materialien auf praktische, monochrome Klassiker von hoher Qualität. Besonders die Strickensembles und Seidenblusen sind saisonlose Hingucker. Doch auch bei Carcel ist das Aussehen der Kleidung nur die halbe Miete – mindestens genauso attraktiv wie die Optik ihrer Produkte, ist nämlich auch ihr Herstellungskonzept: Die Manufakturen sitzen in Peru und Thailand, werden mit jeweils lokalen, ausschließlich abbaubaren Stoffen beliefert und von dortigen Gefängnisinsassinnen verarbeitet. Was sich zunächst etwas dubios anhören mag, dient einem ganz wunderbaren Zweck: Die Frauen sind meist Mütter, die wegen minderen, gewaltfreien Armutsverbrechen inhaftiert sind. Carcel bietet ihnen die Möglichkeit, Geld zu verdienen und Bildung zu erhalten, um nicht nach Freilassung wieder vor der Perspektivlosigkeit zu stehen. Die Abläufe werden regelmäßig geprüft von Carcel und jeder genähte Artikel ist von seiner Macherin handsigniert.
GANNI
Ganni ist unter ModekennerInnen schon hoch im Kurs. Das dänische Label, das hyperfeminine High Fashion zurück in die Streetwear bringt, ist schon seit einigen Saisons Treuer Ausstatter sämtlicher Stilaffiner auf der ganzen Welt. Ganni hat geschafft, was nur wenige Labels schaffen: Es hat sich einen der heißumkämpften Plätze in den Rängen der Instagram-Hypes erschlichen, eine distinktive Ästhetik erfolgreich kommerzialisiert, ohne dabei die Ecken und Kanten zu verlieren oder ferner Traum für Mittelverdiener zu bleiben. Viel beeindruckender ist aber fast, dass das alles geklappt hat, ohne dass das Label groß hausieren ging, mit der Vielzahl an Initiativen und Projekten, die es im Auftrag der Nachhaltigkeit zu unterstützen versucht – darunter ein neues, womöglich wegweisendes Ausleih- und Mietformat. Ganz offen und ehrlich geht die Firma damit um, dass die Modeindustrie und Nachhaltigkeit keine einfach zu vereinenden Komplexe sind, und dass sie selbst viel mehr machen können und müssen, um ihren Teil zum Schutz des Planeten beizutragen. Diese Offenheit tut gut, ist Teil eines vielschichtigen Drei-Jahre-Plans und Gannis Garant für eine transparente, ambitionierte und verantwortungsbewusste Kommunikation und Zukunft.
HOUSE OF SUNNY
Die Looks des britischen Labels House Of Sunny machen richtig Spaß, Mensch und Tier! Jede der äußerst limitierten – und damit der Überproduktion entgegenwirkenden – Kollektionen ist 100% vegan. Was aber nicht heißen soll, dass die Ersatzmaterialien für Leder, Wolle und Co. aus chemischer Synthetik bestehen, die der Natur schaden. Auch diese werden mit strengem Blick auf ihre Verträglichkeit für Mutter Erde kreiert und verwendet. Der Stil hier ist alles andere als subtil, alles andere als minimalistisch, und die Sachen in Kombi miteinander zu tragen ist nur was für wirklich Gewagte. Doch die nostalgischen Prints und lauten Farben können im Einzelnen, gepaart mit etwas zurückhaltenderen Ergänzungen, der absolute Eisbrecher bei jedem Gathering, beruflich oder unter Freunden, werden.
Titelbild via Instagram